13. Dezember 2025
Menschen zusammenführen KVW Seniorentagung mit dem Schwerpunkt "Miteinander gegen die Einsamkeit"
Eine der Hauptaufgaben der knapp 100 vom KVW geführten Seniorenclubs ist es, Menschen zusammenzuführen, Begegnungen zu ermöglichen und soziale Netzwerke zu stärken. Christian Wenter, seit einem Jahr Vorsitzender der KVW Senioren, bringt dabei einen reichen Erfahrungsschatz mit: Als langjähriger Geriater und Gerontologe im öffentlichen Gesundheitsdienst steht er mit dem KVW seit rund 40 Jahren in engem Kontakt. „Was mich dabei immer wieder beeindruckt hat und beeindruckt, ist dieses ehrliche Engagement im KVW – Menschen unterstützen und helfen, ohne eigene Interessen zu verfolgen“, betonte Wenter in seinen Ausführungen.
Die Grußworte des Verbandes überbrachte KVW-Landesvorsitzender Werner Steiner. Zudem wurde eine Grußbotschaft des Landeshauptmanns eingeblendet. Landeshauptmannstellvertreterin Rosmarie Pamer berichtete vm soeben beschlossenen Landeshaushalt und bedankte sich für die wertvolle Tätigkeit sowie das große „Herzblut“ der KVW Senioren vor Ort.
In seinem Fachreferat ging Christian Wenter auf die unterschiedlichen Formen und Ursachen von Einsamkeit ein. Mit zunehmender Globalisierung und technischen Möglichkeiten erweitern sich Aktionsradius, Horizont und Geisteshaltung der Menschen. Gleichzeitig sinkt jedoch die Geburtenrate bei steigender Lebenserwartung – Lücken entstehen in ehemals engmaschigen familiären und sozialen Netzwerken. Auch Verstädterung und veränderte Wohnsituationen tragen zur Isolation bei. So ist der Anteil der Einpersonenhaushalte in Südtirols Städten wie Bozen und Meran in den letzten Jahren stark angestiegen (Bozen 43,5 %, Meran 43,5 %), doch auch in ländlichen Gemeinden zeigt sich eine ähnliche Entwicklung (37,5%). Entscheidend sei dabei die Unterscheidung zwischen „alleine sein“ und „sich allein fühlen“. Dieses Phänomen nehme weltweit zu – in mehr als 30 Ländern gibt es bereits nationale Strategien und Regierungsbeauftragte gegen Einsamkeit.
Moderator Josef Bernhart, selbst ehrenamtlich engagierter stellvertretender KVW Bezirksvorsitzender im Vinschgau, leitete anschließend eine Podiumsdiskussion, die den Bogen von der „Diagnose“ Einsamkeit zur Frage spannte: Welche konkreten Angebote haben die KVW Senior:innen dieser Entwicklung entgegenzusetzen?
Stellvertretend für die landesweit verteilten Seniorenclubs berichtete Paula Obertimpfler von der Gruppe“60+“ im Sarntal humorvoll aus der Praxis. Bei Busausflügen sei nie ein Platz frei, und noch nie habe man eine Fahrt oder Aktion absagen müssen. Der größte Lohn für ihr Engagement sei die Dankbarkeit der Teilnehmenden.
Seit nunmehr 30 Jahren gibt es zudem die beim KVW angesiedelte Bewegung „Tanzen ab der Lebensmitte“, geleitet von Margit Felderer. Tanzen beansprucht den ganzen Körper und fördert Merkfähigkeit und Konzentration. Musik spreche alle an – und dass Menschen dabei zusammenkommen, sei ein schöner Nebeneffekt. Ein „Ratscher“ gehe sich dabei immer aus.
In dieselbe Richtung argumentierte auch Reinhilde Mair von „Bewegung bis ins Alter“. Die überwiegend weiblichen Teilnehmerinnen lassen kaum eine Stunde aus und zeigen sich sehr dankbar für die wohnortnahen Angebote. Allein in diesem Jahr wurden elf neue Bewegungsleiterinnen und -leiter ausgebildet, die nun aktiv werden und Menschen dabei unterstützen, in Bewegung zu bleiben.
Körperliche Aktivierung braucht auch mentale Fitness. Das KVW Rezept dafür sind das vielfach erprobte Gedächtnistraining, vorgestellt von Margot Dorfmann, sowie die Initiative „Senior Online“, präsentiert von Helmuth Sinn. Einig war man sich, dass Digitalisierung und der gute Umgang mit Handy und Co. Einsamkeit zwar lindern können, jedoch nicht die Hauptlösung gegen Vereinsamung darstellen.
Elisabeth Mair von der KVW Bildung stellte das seit drei Jahren laufende Projekt gegen Vereinsamung vor, das auf großen Anklang gestoßen ist und weitergeführt werden soll.
Damit die Anwesenden die Anregungen gleich praktisch erleben konnten, wurden in großer Runde einfache Bewegungen ausgeführt und – im Sitzen oder Stehen – gemeinsam eine schwungvolle „Tarantella“ getanzt.
Zum Abschluss zog Christian Wenter ein eindrückliches Fazit: „Alle wollen alt werden, aber keiner will alt sein. Die Individualisierung schreitet voran, doch die Menschen brauchen einander. Dazu müssen wir auch noch verstärkt Männer und jene, die Vorbehalte haben und sich scheuen mitzumachen, ins Boot holen. Nehmen wir uns vor, gerade in dieser vorweihnachtlichen Zeit ein wenig mehr aufeinander zuzugehen.“ Damit endete eine rundum gelungene KVW-Seniorentagung.
Der Verband